Wie gut kannst du mit deinen Schwächen leben?

Neulich haben Kunden nach einem Workshop nach Feedback gefragt zu ihrem Kommunikationsstil. Ich habe Ihnen meinen Eindruck gegeben. Was ich beobachtet habe, welche Gefühle und Konsequenzen aus ihrem Verhalten entstehen können. Die Positiven. Und auch die Negativen.

Danach war erstmal ein bisschen unangenehme Stille. Keiner will sowas hören, keiner will gerne sowas sagen. Aber ich habe gelernt, dass der angenehme Weg nicht der besser ist und wusste, dass ich meinem Gegenüber eine ehrliche Meinung zumuten kann.

Dann kam die logische Frage: "Frau Driemeier, was mache ich jetzt damit?" Ich hatte keine Antwort. "Erstmal einfach damit sein" ist mir rausgerutscht. Und das ist das beste, was man mit kritischem Feedback machen kann.

Die Kunst ist nicht, scheinbare Schwächen sofort auszubügeln. Die Kunst ist, sich erstmal in Gänze wahrzunehmen und anzunehmen. Nicht nur mit den Stärken, auch mit vermeintlichen Schwächen. Nur durch eine gesunde Akzeptanz aller Eigenschaften ist es möglich, zufrieden zu sein. Mit sich, und auch mit anderen. Und so prardox es klingt: In Frieden mit sich selbst sein ist die wichtigste Voraussetzung für wirkliche Veränderung. Wenn ich jede vermeintliche Schwäche sofort wegentwickle, merkt mein System: Aha, sobald ich etwas ehrliches preisgebe, was meinem Ego nicht passt, wird das wegretuschiert. Die logische Konsequenz: Ich gebe weniger preis.

Das Prinzip gilt auch für die Entwicklung deiner Mitarbeitenden. Wenn der Fokus darauf liegt Schwächen schnell auszubügeln, werden sofort Verteidigungsmauern aufgebaut. Keine Chance auf echten Dialog. Oder Entwicklung.

Erst wenn ich mit meinen Problemen leben kann, kann ich Lösungen erarbeiten. Tricky, diese Arbeit mit Menschen.

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